Die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam

Am Samstag habe ich einen Brief von einem Münchner Arzt erhalten, worin ich aufgefordert werde, am 10.8. in seiner Praxis zu erscheinen, zur Begutachtung im Auftrag des Rentenversicherungsträgers. Das hat mich schon ein bisschen gewundert, da meine Erwerbsminderungsrente am 31.7. ausläuft und ich keine Verlängerung beantragt habe.

Eine Nachfrage bei der Rentenversicherung (übrigens ganz ohne Warteschleife, ich kann als guter Kunde mittlerweile meine Sachbearbeiterin direkt anrufen) hat ergeben, dass das Gutachten auf Anforderung ihrer Luxemburger Kollegen erstellt werden soll.

Mein Rentenbescheid stammt von Ende 2013. Schon während der Entscheidungsphase musste ich der deutschen RV noch einmal meine Luxemburger Beitragshistorie erläutern, und schließlich kam im Dezember 2013 auch mal eine Anfrage aus Luxemburg zu meinen Kontodaten. Die erhofften Zahlungen blieben jedoch aus. Große Beträge waren eh nicht zu erwarten, da ich dort nur 18 Monate lang relativ wenig eingezahlt habe. Deshalb habe ich auch nie nachgefragt, warum sie so dringend meine Kontodaten benötigt haben.

Auf Nachfrage in Luxemburg, wozu denn jetzt auf einmal das Gutachten dienen soll, habe ich erfahren, dass sie anderthalb Jahre geduldig auf angeforderte Gutachten der deutschen RV gewartet haben, aber nie eins erhalten haben. Erst jetzt soll also der mir unbekannte Arzt feststellen, wie mein Gesundheitszustand Ende 2013 war. Ich bin gespannt, wie er das anstellen wird.

Ähnlich schnell arbeitet übrigens meine Krankenkasse. Vor ein paar Wochen habe ich eine Aufforderung erhalten, 30,62 Euro als Zuzahlung für Krankenfahrten in 2013 zu überweisen. Ich hoffe, es kommt nicht noch irgendwann eine Forderung von mehreren Zehntausend Euro für Krankenhausaufenthalte, Chemo, Transplantationen, Antikörper, CTs, etc. Wann verjähren eigentlich solche Ansprüche, die nicht geltend gemacht werden? Aber im Ernst: ich kann mich wirklich nicht über meine Krankenkasse beklagen, die ohne Beanstandung selbst die teuersten Medikamente und Untersuchungen übernommen hat. 10 Euro Zuzahlung für ein Medikament von 2000 Euro ist schon vertretbar.

Papierkrieg II

Gestern durfte ich wieder 2 Formulare ausfüllen für den Antrag auf Erwerbsminderungsrente.

Das Erste war die Einwilligung, der RV den Reha-Bericht zur Verfügung zu stellen – obwohl dieser Bericht noch vor der Feststellung des Rezidivs erstellt worden ist, also nichts über meinen aktuellen Zustand aussagt.

Dann war ein sogenannter Selbsteinschätzungsbogen auszufüllen. Dort wurde u.a. gefragt, warum ich der Meinung bin, derzeit nicht arbeiten zu können (geht wohl schlecht auf der Isolierstation), und was man eventuell an meinem Arbeitsplatz verbessern könnte.

Vorsichtshalber habe ich die Formulare persönlich vorbeigebracht, und musste dann auch noch erfahren, dass die RV sich vielleicht Zeit lässt, bis der Entlassungsbericht von meinem kommenden Krankenhausaufenthalt vorliegt.

Dazu kam gestern der Bescheid zum Antrag der Erhöhung des Schwerbehindertengrads. Die Behörde ist der Meinung, dass weder die Komplikationen bei der Behandlung letztes Jahr noch das Rezidiv und dessen Behandlung in diesem Jahr einen Grund darstellen, den GdB zu erhöhen. Der beigefügten Tabelle ist zu entnehmen, dass andere Gebrechen noch deutlich mehr unterbewertet sind (z.B. Amputation des Unterschenkels: GdB 50).

Papierkrieg

Da Ende Juli (während meines Krankenhausaufenthalts) die 78-Wochen-Frist zur Zahlung von Krankengeld ausläuft, habe ich vor einigen Wochen bei der Agentur für Arbeit einen Antrag auf Arbeitslosengeld (obwohl mein Arbeitsverhältnis weiter besteht) und bei der Rentenversicherung einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente gestellt – ein 19-Seiten-Formular, wo man u.a. darüber Auskunft geben muss, ob man mal Rheinschiffer oder Abgeordneter war oder als Bergmann gearbeitet hat.

Beide Anträge sind bisher ohne Bescheid.

Allerdings hat mich die Agentur für Arbeit darauf hingewiesen, dass bei negativem (oder verspätetem) Bescheid auch meine Krankenversicherung nicht weiterlaufen würde – schlecht, wenn man mitten in der Therapie steckt. Ich musste also jetzt auch noch einen Antrag auf freiwillige Krankenversicherung stellen.

Gestern gab’s Post von der Rentenversicherung, es war jedoch nicht der erwartete Bescheid, sondern nur die Bestätigung, dass mir während meiner Reha Übergangsgeld gezahlt worden ist. Lustig war das Anschreiben, wo darauf hingewiesen wurde, dass der Brief verspätet zugestellt würde, da meine Adresse falsch gewesen sei und erst mal ermittelt werden musste. Dabei bin ich seit 1991 nicht umgezogen und die „korrigierte“ Adresse war identisch mit der „falschen“ – lediglich das Stockwerk wurde ergänzt (unsere Briefkästen befinden sich aber natürlich im Erdgeschoss).