d-3: erster Angriff auf die T-Zellen

Ich wage es schon mal, eine Bilanz zu ziehen, obwohl die letzten Minuten der 6 Stunden ATG-Gabe noch laufen und es theoretisch auch noch  bei der Nachspülung zu Reaktionen kommen kann.

Der Angriff auf die T-Zellen ist ohne nennenswerte Gegenwehr über die Bühne gegangen.

Angekündigt hatte man mir eine große Auswahl von Möglichkeiten: Fieber, Schüttelfrost, Bauch- oder Kopfschmerzen, … Ich habe mich nach etwa 2 Stunden Bedenkzeit für mäßig starke Kopfschmerzen entschieden, die aber über eine Schmerzmittelinfusion schnell unter Kontrolle waren. Im Endeffekt bin ich jetzt nur müde, und werde wegen der Cortison-Zugaben trotzdem wenig schlafen. Macht aber nichts, es hätte unangenehmer werden können.

Morgen und übermorgen wird die ATG-Dosis verdoppelt und verdreifacht, die Reaktionen darauf sollen aber milder sein, weil die meisten T-Zellen schon heute die Waffen gestreckt haben.

Vor dem Start durfte ich noch an einem klassischen physikalischen Experiment mitwirken: mein Venendruck wurde nicht elektronisch durch einen Drucksensor bestimmt, sondern mit einer exakt ausgerichteten Wassersäule. Eine gute Beschreibung dazu habe ich im Pflegewiki gefunden. Meine Zentralvene hat 9 cm Wasser in der Säule gehalten und liegt damit im guten Mittelfeld.
Hier seht ihr das High-Tech-Gerät.

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Das Blaue ist ein ausklappbarer Stab zur Höhenausrichtung, die Wassersäule ist in der Skala verborgen.

d-4: same procedure as yesterday

Heute wird das Gleiche angewandt wie gestern, deswegen werde ich nicht viel zu berichten haben, und kann dafür schon mal eine Vorschau auf die kommenden ’spannenden‘ Tage geben. Ab Sonntag soll mir mit steigenden Dosen ATG verabreicht werden, das ist ein Antikörper, der die körpereigenen T-Zellen  angreifen soll und so verhindern soll, dass diese am Mittwoch ihrerseits zu einem Angriff auf die fremden Stammzellen blasen. Spannend wird es, weil es bei der ATG-Gabe zu heftigen Gegenreaktionen mit Fieber kommen kann, bei manchen Patienten passiert aber auch gar nichts. Zu welcher Gruppe man gehört, weiß man im voraus leider nicht, deswegen wird das ATG während 3 x 6 Stunden mit Monitorüberwachung durchgeführt.
Bei hohem Fieber könnte es also sein, dass der Blog morgen wegen drohender Überhitzung des Tablets ausfallen muss.

Bei Transplantationen gilt übrigens eine eigene Zeitrechnung: Tag 0 ist der Tag der Stammzellenübertagung (24.07. im handelsüblichen gregorianischem Kalender), die Vorbereitungstage werden rückwärts gezählt (daher heute d-4), die Tage danach, während denen sich die Stammzellen den Weg zum Knochenmark suchen und dann langsam die Produktion der diversen Blutbestandteile aufnehmen sollen, werden positiv gezählt – bis zum Tag der Entlassung aus dem Krankenhaus.