Unsere liebe Pharmaindustrie

In der Süddeutschen wird heute berichtet, dass Lieferengpässe bei Medikamenten in der Krebsbehandlung entstehen, weil die Produktion für die Pharmaindustrie nicht mehr lukrativ genug ist. Als konkretes Beispiel wird Melphalan genannt. Da dieses zweimal ein Hauptbestandteil meiner Hochdosis-Chemotherapien vor der Eigen- und Fremdstammzellentransplantation war (das ‚M‘ in den Chemo-Schemen BEAM und FBM), hat mir das zu denken gegeben. Wie hätte ich reagiert, wenn man mir gesagt hätte: „es gibt zwar ein wirksames Medikament, das ist aber leider zur Zeit nicht verfügbar …“? Ich weiß nicht, ob es einen brauchbaren Ersatzstoff gegeben hätte. Es ist schon bedenklich, dass die finanziellen Interessen der Pharmaindustrie über das Leben von Patienten bestimmen können und wir denen wehrlos ausgeliefert sind.

Im Falle Melphalan zeichnet sich übrigens laut Artikel eine kurzfristige Besserung ab. Aber es gibt leider genügend andere Beispiele.

Überwachung

Für heute und morgen hat die Ärztin mir 2 weitere „langweilige“ Tage vorhergesagt, wogegen ich nichts einzuwenden habe, denn das bedeutet, dass keine Komplikationen erwartet werden. Am Sonntag soll’s dann mit der ersten ATG-Gabe spannender werden. Dazu später mehr.
Nach meiner 2. Portion Fludarabin läuft jetzt während 2 Stunden das zweite Chemomittel des FBM-Schemas ein, das sich BCNU nennt. Dazu bin ich erstmals an den Monitor angeschlossen, so dass ich grün auf schwarz die Bestätigung habe, dass ich noch lebe. Irgendwie beruhigend …

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An der langen Leine

Wie ich soeben erfahren habe, werde ich ab heute bis kurz vor der Entlassung „angeleint“, und zwar mit einem Spiralkabel, das sich bis auf 8,5 m ausziehen lässt. Damit kann man dann im ganzen Zimmer und bis zum Bad rumlaufen. Die Kunst besteht darin, ausreichend Zwischenaufhängungen zu finden, damit das Kabel nie den Fussboden berührt. Befreit wird man nur zweimal am Tag: morgens zum Duschen und abends zum Umziehen.
Der sonst übliche Infusionsbaum auf Rädern reicht hier nicht aus, weil zeitweise 4 oder 5 Infusionen auf einmal laufen sollen. So laufen alle über fest installierte Geräte, werden zusammengeführt und zu mir kommt nur ein Kabel.
Aktuell läuft die erste Portion Chemo ein (Fludarabin), zusammen mit Wässerung und sonstigen kleinen Beigaben.

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