5. Geburtstag

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Genau heute vor 5 Jahren kam nach einer harten Vorbereitungszeit auf der Isolierstation, wo meine eigenen Stammzellen mit einer Hochdosis-Chemotherapie komplett zerstört wurden und mein Immunsystem heruntergefahren wurde, das ersehnte Päckchen mit den Stammzellen meiner Spenderin an. Diese haben ein paar Wochen gebraucht, um sich im Knochenmark anzusiedeln und ihre Arbeit aufzunehmen, aber seitdem produzieren sie alle meine Blutzellen, und so sind aus meiner Spenderin und mir echte Blutsgeschwister geworden. Anfangs, wo wir noch nichts Genaues voneinander wissen durften, aber schon über langwierige Umwege anonyme Briefe austauschen durften, haben wir uns mangels Namen mit Blutsschwester und Blutsbruder angeredet, und dabei ist es auch bis heute weitgehend geblieben.

Ich freue mich jedenfalls sehr darüber, dass meine Blutsschwester bereit war, allerlei Untersuchungen, Vorbereitungen und einige Tage Krankenhausaufenthalt auf sich zu nehmen, um einem ihr damals völlig Unbekannten zu helfen – und freue mich für mich selbst, dass es nach anfänglichen Problemen so gut gewirkt hat!

Ich hoffe, dass möglichst viele ihrem Beispiel folgen und sich typisieren lassen (s. DKMS), damit für alle, die auf eine Stammzellenspende angewiesen sind,  die Chancen erhöht werden, in der Spenderdatenbank einen Treffer zu landen.

110+ Jahre

Zur Erklärung der Anspielung auf die 110+ Jahre im Kommentar meiner Blutsschwester zum vorherigen Beitrag:

Ich habe heute Abend zufällig auf 3sat die Sendung „Uralt und Blut-jung“  von Ingolf Baur gesehen, in der u.a. ein kalifornischer Forscher seine Ergebnisse zum Altern bei Mäusen vorgestellt hat. Demnach werden alte Mäuse wieder jünger, wenn man ihnen Bluttransfusionen von jungen Mäusen verabreicht. Die Forscher sind sogar soweit gegangen, den Blutkreislauf einer alten und einer jungen Maus miteinander zu koppeln (s. auch Artikel dazu auf der oben verlinkten Seite).

Da mein Blut nicht nur mit jüngerem Blut vermischt worden ist, sondern sogar komplett durch das jüngere Blut meiner Blutsschwester ersetzt worden ist und auch weiterhin von den jungen Stammzellen produziert wird, hätte ich nach dieser Theorie also gute Chancen, 110 Jahre alt zu werden und mich dabei wie ein 80-jähriger zu fühlen.

Ich habe den Autor des Films angeschrieben und bin gespannt auf seine Reaktion.

mausGeorge Shuklin, CC BY-SA 1.0

 

Letzte Nachsorge

Ganz überraschend habe ich heute beim Nachsorgetermin erfahren, dass dies 5 Jahre nach der Stammzellentransplantation meine letzte Nachsorge war. Es ist nun lediglich noch ein letztes Abschluss-CT im September geplant, um ganz sicher zu gehen, dass jetzt alles sauber ist.

Zum Abschied gab es noch ein schönes Blutbild und auch sonst perfekte Ergebnisse. Natürlich danke ich dafür auch meiner lieben Blutsschwester, deren Stammzellen alle diese Blutbestandteile für mich produzieren.

Unsere Stammzellen

Zum Kommentar meiner Blutsschwester im vorherigen Beitrag:

Liebe Blutsschwester,

die Grüße habe ich ausgerichtet, aber ich muss unsere Stammzellen in Schutz nehmen. Sie haben ganze Arbeit geleistet, da sie ja nachweislich vermehrt Leukozyten produziert haben, die sich ins Kampfgetümmel (wo auch immer) stürzen konnten. Offensichtlich fehlt es den Leukozyten noch an einer Mustersammlung von Antikörpern, die sie erst nach und nach von Infektion zu Infektion aufbauen können. Ich bemühe mich jedenfalls, bei jeder umherschwirrenden Krankheit ein paar Übungsteile mitzunehmen …

D+4: Geduld

Herr, gib mir Geduld, aber bitte sofort!

 
Ja, geduldig zu sein fällt schwer, wenn ich daran denke, dass ich heute am Tag D+4 bin, und erst in ca 10 Tagen mit einer Aktivität der neuen Stammzellen zu rechnen ist.

Das Essen reduziert sich vor allem auf Obst und Infusionsbeutel, der sonntägliche Frühstückshefezopf wollte heute nicht hinunter. Zusätzlich gab’s heute das 3. Thrombozytenkonzentrat, und eventuell kommen noch zwei Beutel roter Blutkörperchen. Dann sind die meisten Speicher wieder gefüllt – bis auf die Leukozyten, die wohl derzeit nicht mehr nachweisbar sind.

Trotz allem verläuft aber wohl immer noch alles nach Plan, die Ärztin hat heute morgen gemeint, man würde mir gar nicht ansehen, dass sie überhaupt etwas mit mir angestellt hat.

D0: Die neuen Stammzellen sind drin und auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz!

Meine Spenderin hat ganze Arbeit geleistet und mir einen besonders gut gefüllten Beutel mit rheinländischen Stammzellen rübergeschickt.

Da diese nicht eingefroren werden mussten, sondern frisch verabreicht werden konnten, verlief die Transplantation ähnlich unspektakulär wie eine Bluttransfusion. Lediglich die Überwachung war etwas verschärft. Hier ist das Objekt der Begierde:
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Nun heißt es abwarten, bis die neuen Zellen ihren Weg ins Knochenmark gefunden haben und dort mit der Blutbildung beginnen. Das kann 10-20 Tage dauern, während denen der Körper einer erhöhten Infektionsgefahr ausgesetzt ist. Ich werde mein Bestes geben, diesen Gefahren aus dem Weg zu gehen …

Bis dahin rauschen die Blutwerte noch weiter nach unten. Die gestern zugeführten Blutplättchen sind schon wieder verbraucht und werden heute noch einmal nachgefüllt.

Letzter Tag in Freiheit

Auf dem Programm heute:

  • Ein letztes Mal für einige Wochen ein Vollbad genießen: Mangels Wanne und auch aus Rücksicht auf den zentralen Venenkatheter wird das lange Zeit nicht mehr gehen.
  • Einschreibung im Krankenhaus: Damit gewinne ich etwas Zeit morgen früh, die Warteschlangen am späten Vormittag oder nachmittags sind deutlich kürzer als zwischen 8:00 und 9:00 Uhr.
  • Friseurbesuch: Da es „angenehmer“ ist, kurze Haare zu verlieren, werde ich mir noch eine Sommerfrisur verpassen lassen. Wahrscheinlich brauche ich in diesem Jahr dann keinen Friseur mehr.
  • Da das Wetter mitspielt, wird es wohl auch ein Mittagessen irgendwo draußen auf einer Terrasse geben. Noch muss ich nicht bei jeder Beilage überlegen, ob ich die essen darf oder nicht. Anschließend gibt es vielleicht noch ein Eis – auch das, zumindest das offene Eis aus der Gelateria – wird später verboten sein.
  • Koffer packen und Taxi für morgen früh bestellen

Durch Hennings Kommentar gestern bin ich auf seinen Blog gestoßen. Er hat zwar, wie er sagt, „nur“ eine autologe Stammzellentransplantation gehabt (d.h. man bekommt eigene Stammzellen, die vorher gesammelt wurden, nach der Hochdosis-Chemo wieder zurück), über die er dort berichtet. Im Gegensatz zu meinem Durchmarsch bei der autologen SZT im letzten Jahr hat er jedoch so ziemlich alles mitgenommen, was es auf den Beipackzetteln und Einverständniserklärungen gibt. Trotzdem berichtet er sehr humorvoll und interessant darüber.

Stammzellentransplantation bei „Abenteuer Diagnose“

Gestern war die Stammzellentransplantation wieder mal Thema im Fernsehen, und zwar im dritten vorgestellten Fall der NDR-Sendung „Abenteuer Diagnose“ (ab der 30. Minute in http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/visite/media/visite8755.html), wo sie als Therapie gegen die seltene Krankheit Sklerodermie eingesetzt wurde. Diese Krankheit führt zu einer Gewebeverhärtung, weil die eigenen Organe vom Immunsystem angegriffen werden.

Gestern hatte ich Blutbildkontrolle – wie immer alles im grüngelben Bereich. Es bleibt demnach bei der bisherigen Planung: nächste Woche gibt es die 4. Antikörperdosis (Brentuximab), ab 17.7. kommt dann der stationäre Aufenthalt zur Stammzellentransplantation.

Stammzellentransplantation bei Hirschhausen

Vorgestern abend war die SZT Thema einiger Fragen bei Hirschhausens Quiz des Menschen, u.a.:
Wie kann es sein, dass an einem Tatort Blutspuren mit männlicher DNA und Hautspuren mit weiblicher DNA gefunden wurden?
Antwort: Die Täterin hatte vier Jahre zuvor eine SZT erhalten.

Demnächst kann ich die Spurensuche genauso in die Irre führen, wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen.

Neue Spenderin

Wie ich heute erfahren habe, scheidet mein bisher vorhergesehener Spender aus, weil er sich vor kurzem ein Tattoo zugelegt hat. Da dies eine mögliche Infektionsgefahr ist, darf er vorerst nicht spenden.

Es ist aber schon Ersatz gefunden. Meine neue Spenderin soll am 22. oder 23. Juli ihre Stammzellen hergeben, ich soll dann zum 17. Juli auf der Isolierstation zur Vorbereitung (Hochdosis-Chemo und Unterdrückung des Immunsystems) antreten.

Meinen Dank von gestern widme ich also hiermit um und bedanke mich jetzt ganz herzlich bei meiner neuen unbekannten Spenderin!