10. Geburtstag

Heute sind es genau 10 Jahre nach meinem Tag D-0 und ich erfreue mich bester Gesundheit.

Leider ist die Freude darüber jedoch durch das Schicksal meines Bruders getrübt, der wegen einer Leukämie ebenfalls mit einer Stammzellentransplantation behandelt wurde. Es war alles gut verlaufen, die Ärzte waren optimistisch bis begeistert (wie ich auch, s. mein letzter Beitrag hier vor fast einem Jahr). Jedoch hat er die kritische Phase, wo das neue Immunsystem erst einmal langsam wieder aufgebaut wird und die Immunabwehr sehr schwach ist, nicht überstanden. Im September musste er wegen Fieber und Übelkeit ins Krankenhaus, dann verschlechterte sich sein Zustand von Tag zu Tag, immer mehr Organe wurden angegriffen und schließlich verstarb er am 29. September.

Das zeigt mir, dass mein glücklicher Verlauf alles andere als selbstverständlich ist, und macht mich umso dankbarer gegenüber allen, die dazu beigetragen haben, an erster Stelle natürlich meiner lieben Stammzellenspenderin, aber auch allen Ärzten, Pflegekräften, Verwandten und Freunden, die mir über die schwere Anfangszeit hinweggeholfen haben.

Nachtrag

Noch eine gute Nachricht als Nachtrag zu meinem vorherigen Beitrag. Mein Bruder durfte gestern das Krankenhaus verlassen und ist wieder zu Hause, nur 3 Wochen nach der Stammzellentransplantation. Jetzt stehen natürlich regelmäßige Nachkontrollen an, ebenfalls in Belgien.

9. Geburtstag

Heute jährt sich mein neuer Geburtstag zum 9. Mal. Höchste Zeit, mal wieder etwas hier zu berichten. Die Stammzellen meiner Blutsschwester leisten immer noch ganze Arbeit und haben es bisher auch geschafft, jegliche Varianten der Corona-Viren von mir fernzuhalten (oder so abzuschwächen, dass ich nichts von ihnen bemerkt habe). Auch sonst fühle ich mich gut und kann mein Rentnerdasein genießen.

Leider hat mein Bruder vor etwa viereinhalb Monaten gemeint, sich auch einen neuen Geburtstag zulegen zu müssen. Bei ihm ist es zwar kein Hodgkin, sondern eine Leukämie diagnostiziert worden, als er wegen andauernder Atemprobleme zum Arzt ging. Die Therapie dagegen ist fast die gleiche wie meine nach meinem letzten Rezidiv: erst einmal eine Reihe Chemotherapien mit Erholungspausen dazwischen und dann eine Hochdosis im Krankenhaus mit anschließender Stammzellentransplantation. Anders als bei mir haben von unseren Schwestern bei ihm gleich zwei sich als passende Spenderinnen erwiesen.

Mittlerweile liegt seine Stammzellentransplantation schon zweieinhalb Wochen zurück, und die neuen Stammzellen produzieren schon erste Blutzellen. Bisher hat er sich an meinen „Fahrplan“ gehalten – mit einem Fieberschub und intravenöser Ernährung kurz nach dem Tag 0. Bis auf größere Müdigkeit und der Sehnsucht nach einer Dusche und dem Zuhause geht es ihm aber den Umständen entsprechend gut.

Die Behandlung erfolgt in einem Klinikum der Uni Louvain in der Nähe von Namur in Belgien. Die Bedingungen dort sind um einiges strenger als bei mir damals in München. So hat er sehr strenge Kleiderwechselvorschriften und einen viel engeren von Lamellen abgegrenzten Aufenthaltsbereich, den er nicht verlassen darf. Ich hoffe mal, dass ihm dadurch einige Umwege, die ich genommen habe, erspart bleiben. Das Personal ist genauso nett und zuvorkommend wie bei mir – zu seinem Tag 0 gab es sogar ein Geburtstagsständchen, gesungen von seiner Ärztin und einer Pflegerin.

Die erste Bedingung für eine Entlassung aus dem Krankenhaus ist inzwischen erfüllt: die Neutrophilen waren während 3 Tagen hintereinander über 500. Gestern wurde ihm schon ein Merkblatt zum Verhalten zu Hause überreicht.

Ich wünsche ihm jedenfalls alles Gute für die weitere Genesung und hoffe, dass er seine neuen Geburtstage ebenso wie ich bei guter Gesundheit feiern werden kann.

Blutsgeschwister

Gestern wurde im @SWR der Dokumentarfilm Blutsgeschwister ausgestrahlt, der auch in der Mediathek zu finden ist (die Inhaltsangabe und der Link zur Mediathek sind im Link enthalten). Der Titel ist mir natürlich sofort ins Auge gesprungen, da dies auch die Bezeichnung war, die meine Spenderin und ich in unserem kontrollierten anonymen Briefverkehr der ersten beiden Jahre mangels Namen verwendet haben. Die Geschichte der beiden jungen Mädchen, die wegen einer Leukämie mit einer Stammzellentransplantation behandelt wurden, hat meine Erinnerung an die eigenen Erfahrungen wieder wachgerüttelt.

Einige Einzelheiten waren in meinem Fall anders, z.B. hatte ich gleich vom ersten Tag an den oben erwähnten anonymen Briefkontakt mit meiner Spenderin (mit Zensur durch das Krankenhaus oder die DKMS). Anderes konnte ich ganz gut nachvollziehen (die Details sind in den Beiträgen der ersten Jahre dieses Blogs nachzulesen):

  • die Anstrengungen der Hochdosis-Chemotherapie vor der Transplantation,
  • die Freude am Tag 0 über das Ankommen der Stammzellen,
  • die Dankbarkeit für die Spenderin
  • das lange Bangen und Hoffen, ob und wann die neuen Stammzellen aktiv werden,
  • die unausweichlichen Infektionen und die damit einhergehenden Probleme beim Sprechen und Essen
  • der Muskelschwund und die allgemeine Schwäche wegen des langen Liegens
  • die unzähligen Bluttransfusionen
  • die Freude über die ersten Schritte im Innenhof des Krankenhauses
  • die Unterstützung durch Angehörige und Freunde
  • die Freude über die Entlassung aus der Isolierstation
  • die Enttäuschung über wiederkehrende hartnäckige Infektionen und Wiedereinlieferung ins Krankenhaus
  • die Einschränkungen beim Essen (viele verbotene Speisen)
  • der langsame Weg nach oben (anfangs in der Reha in Oberstaufen)
  • das bange Gefühl vor dem nächsten Nachsorgetermin und die Erleichterung, wenn ein gutes Ergebnis dabei herauskam
  • die Freude über die allmähliche Rückkehr in den Alltag mit einer bewussteren Wahrnehmung dessen, was vorher selbstverständlich war
  • das spannende Warten auf die Freigabe der Identität der Spenderin
  • die Freude über das Kennenlernen und das erste Zusammentreffen mit meiner Blutsschwester

Bei all dem hätte ich nicht unbedingt immer eine Fernsehkamera dabei haben wollen. Ich bewundere daher die beiden Mädchen und ihr Umfeld, dass sie darin eingewilligt haben (auch in sehr schweren Phasen). Leider gibt es in einem der geschilderten Fälle kein Happy-End.

In meinem Fall haben die neuen Stammzellen ein funktionierendes Immunsystem aufgebaut, das mich bisher auch ohne Infektionen durch die Corona-Pandemie gebracht hat (in 3-4 Wochen steht die Drittimpfung mit Biontech nach zweimal AstraZeneca an).

Zum Abschluss noch einmal (man kann es nicht oft genug sagen):

Ganz herzlichen Dank für ein neues Leben, liebe Britta!

#AstraZeneca ja, doch nicht, ja, wieder nicht

So langsam wird es mir zu bunt mit dem Hin und Her zu AstraZeneca. Wenn man dem Virus Intelligenz unterstellen könnte, könnte es nicht geschickter vorgehen, um sein Überleben zu sichern.

Vor nicht allzu langer Zeit hat man sich doch darüber geeinigt, dem Urteil der europäischen Behörde zu folgen und alle verfügbaren und zugelassenen Impfstoffe einzusetzen. Jetzt fällt plötzlich einigen Verantwortlichen wieder ein, dass es da in 0,00…x Prozent der Fälle doch ein Problem geben könnte, und sobald eine städtische Behörde irgendwo die Impfung mit AstraZeneca stoppt, ziehen immer mehr nach. Dann wird das Paul-Ehrlich-Institut wieder hellhörig und schon ist die noch gar nicht so richtig ins Laufen gekommene Impfkampagne wieder unterbrochen.

Hat schon mal jemand nachgerechnet, wieviele Opfer unterlassene Impfungen verursachen können, indem sie die weiterhin nahezu ungehinderte Verbreitung des Virus ermöglichen?

Ich gehöre selbst zu den wenigen Glücklichen, die zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Altersgruppe waren, um in den Genuss einer Impfung (ja, mit AstraZeneca!) zu kommen und warte ungeduldig auf den Tag meiner Zweitimpfung. Meine einzige Sorge ist, dass bis dahin AstraZeneca wegen der ganzen Bedenken die Zulassung verlieren könnte – dann müssten alle Erstgeimpften monatelang auf neue Studienergebnisse warten, die die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Mischimpfung bewerten müssten.

Beste Aussichten für das Virus!

PS: Jährlich sterben viele Menschen im Straßenverkehr und trotzdem kommt niemand auf die Idee, Autos zu verbieten oder wenigstens die Geschwindigkeit überall zu begrenzen.

Mittagsschlaf statt #Osterruhe?

Ich habe ja grundsätzlich Verständnis für die Einschränkungen, die uns helfen sollen, die Pandemie zu bewältigen. Ich finde sie sogar oft etwas zu lasch, weil zu jeder Maßnahme gleich eine lange Liste von Ausnahmen definiert wird, die die Wirkung wieder mindern. Was jedoch die Osterruhe bewirken sollte, leuchtet mir überhaupt nicht ein. Wieso sollte es helfen, wenn alle an einem Tag zu Hause bleiben, dafür aber an den Tagen drumherum umso kuschligeres Treiben in den Läden herrschen würde?

Was kommt als Nächstes? Als Steigerung der Osterruhe ein verordneter Mittagsschlaf für alle? Alle Geschäfte schließen von 13:00 bis 14:00, alle Betriebe machen zu, der Verkehr wird eingestellt. Alle gönnen sich eine Stunde Ruhe.

Das hätte auch den Vorteil, dass die Teilnehmer der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz etwas ausgeruhter wären und nicht auf derartige Schnapsideen am Ende einer Marathonsitzung hereinfallen würden.

Es ist soweit

Seit April 2019 bin ich im passiven Teil der Altersteilzeit und somit immer noch Angestellter mit einer Arbeitszeit von 0 Wochenstunden. Dies wird nun Ende Februar vorbei sein. Heute kam der Bescheid, dass meine Rente ab 1. März bewilligt ist, mit Abschlägen wegen des frühestmöglichen Eintrittsalters. Jetzt bleibt noch abzuwarten, wie hoch die Rente aus meiner kurzen Beschäftigungszeit in Luxemburg ausfallen wird, und was nach allen Abzügen noch von der Firmenrente übrigbleiben wird. Noch kann ich mich auf die beiden letzten Gehaltszettel freuen.

Vorbildliches Vordrängen?

Jetzt, wo die Corona-Impfungen beginnen sollen, melden sich einige Politiker zu Wort, die meinen, sie sollten möglichst bald geimpft werden. Nicht etwa, weil sie sich als so wichtig erachten, nein, sie wollen ganz selbstlos ein Vorbild für alle anderen sein. (Funktioniert das auch in der Schlange vor der Supermarktkasse? Lasst mich vor, ich will vorbildlich meine Einkäufe an der Kasse bezahlen?)

Sie wollen also mit ihrem Einsatz beweisen, dass der Impftoff vertrauenswürdig und empfehlenswert ist. Die eingefleischten Impfgegner werden sie damit sicher nicht überzeugen, die werden bezweifeln, dass die Politiker den gleichen Impfstoff wie das gemeine Volk gespritzt bekommen.

Außerdem verstehe ich nicht, wieso man mit einer großen Aufklärungskampagne das Impfen schmackhaft machen will, wenn auf absehbare Zeit sowieso nicht genügend Impfstoff bereitstehen wird für alle, die jetzt schon dazu bereit wären. Warum etwas bewerben, was eh schon heißbegehrt und kaum verfügbar ist?

Lebenszeichen

Nachdem ich diese Woche den jährlich fälligen Lebensnachweis an die Luxemburger Rentenversicherung geschickt habe, will ich auch hier nach mehr als 8 Monaten Funkstille mal wieder ein Lebenszeichen an alle Leser geben. Die lange Pause liegt daran, dass es wegen der aktuellen Einschränkungen nicht allzu viel zu berichten gab. Ich bin mal gespannt, was die heute verkündeten verschärften Einschränkungen bringen werden. Morgen und übermorgen werden die Läden wahrscheinlich rappelvoll werden, da viele noch ihre traditionellen Last-Minute-Einkäufe vom 23.12. auf die beiden Tage vor dem Lockdown vorverlegen werden.

Ich bin (bisher, toi, toi, toi …) gesundheitlich ganz gut weggekommen. Ich habe keine Reise und keine Ausflüge gemacht – beim Wechsel von Sommer- auf Winterreifen hat sich herausgestellt, dass ich ganze 150 km mit den Sommerreifen unterwegs gewesen bin. Meine sportliche Betätigung bestand im Sommer in Radfahren und besteht jetzt in täglichen Spaziergängen, obwohl ich mittlerweile jede Straße in der Umgebung kenne.

Meine restliche Tätigkeit bestand und besteht vor allem im fleißigen Japanisch-Lernen. Mittlerweile bin ich beim Kanji-Lernprogramm im Level 54 von 60 angekommen und habe bisher 1848 Schriftzeichen und 5876 Vokabeln kennengelernt. Voraussichtlich Mitte Februar werde ich das letzte Level erreichen. Leider heißt das noch nicht, dass ich japanische Texte problemlos lesen kann, geschweige denn Sprache verstehen oder selbst sprechen, dazu fehlen noch einige Vokabeln und vor allem weitere Grammatik-Kenntnisse. Lesen geht derzeit nur mit vielem Nachschlagen in Online-Wörterbüchern und mithilfe von Google Translate oder Deepl, das Sprachverständnis übe ich mit Filmen, Serien und Animes auf Netflix (mit englischen Untertiteln).
Hier ist mein aktueller Kanji-Wissensstand (gelb heißt „gut abgehangen“, auch bei einer Abfrage nach 4 Monaten noch gewusst; je röter es wird, desto neuer oder öfter vergessen):

Risikogruppe – ja oder nein?

riskEs heißt ja immer, dass ein höheres Risiko eines schweren Verlaufs einer Corona-Infektion hat, wer Vorerkrankungen wie Diabetes, Herzkreislauf- oder Lungenerkrankungen, … und Krebs hat. Dabei war mir jedoch immer unklar, ob mit Vorerkrankung gemeint ist, dass man in der Vergangenheit irgendwann mal eine dieser Krankheiten durchlebt hat, oder dass man aktuell zum Zeitpunkt der Infektion daran erkrankt ist. In anderen Worten: Gilt eine vor mehr als 6 Jahren überstandene Krebserkrankung aktuell noch als Kriterium zur Zugehörigkeit zur Risikogruppe?

Das Deutsche Krebsforschungszentrum hat auf seiner Webseite spezielle Informationen zu Krebs[vor]erkrankung und Corona-Risiko veröffentlicht. Hier schildert eine Anfrage ziemlich genau meine Lage (außer dass Leukämie durch Hodgkin ersetzt werden muss – die Therapie bei mir war jedoch die gleiche):

„Ich hatte vor 5 Jahren eine Leukämie mit Chemotherapie, Bestrahlung und Stammzelltransplantation. Muss ich jetzt speziell auf das Coronavirus achten?“ In diesem Fall liegt die Behandlung schon eine Weile zurück. Entscheidend für die Zuordnung von Krebspatientinnen und -patienten zur Risikogruppe ist, ob ihr Immunsystem aktuell geschwächt ist. Das wäre beispielsweise dann der Fall, wenn bei Ihnen die Zahl der weißen Blutkörperchen erniedrigt ist. wenn bei Ihnen die Immunglobulinwerte erniedrigt sind. wenn Sie dauerhaft Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems erhalten.

Quelle: www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/coronavirus-krebs-haeufige-fragen.php
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Da meine Blutwerte seit mehreren Jahren wieder normal sind und ich keinerlei Medikamente einnehme, und auch sonst keine Lungen-, Herz- oder Gewichtsprobleme habe, gilt bei mir demnach nur die Zugehörigkeit zur Risikogruppe wegen der „Vorerkrankung Alter“. Und da ich eher noch zu den Jungsenioren gehöre, bin ich doch einigermaßen beruhigt. (Andererseits kann es natürlich auch junge gesunde Menschen schwer treffen, so dass man sich nie ganz sicher fühler kann.)