Heute jährt sich mein neuer Geburtstag zum 9. Mal. Höchste Zeit, mal wieder etwas hier zu berichten. Die Stammzellen meiner Blutsschwester leisten immer noch ganze Arbeit und haben es bisher auch geschafft, jegliche Varianten der Corona-Viren von mir fernzuhalten (oder so abzuschwächen, dass ich nichts von ihnen bemerkt habe). Auch sonst fühle ich mich gut und kann mein Rentnerdasein genießen.
Leider hat mein Bruder vor etwa viereinhalb Monaten gemeint, sich auch einen neuen Geburtstag zulegen zu müssen. Bei ihm ist es zwar kein Hodgkin, sondern eine Leukämie diagnostiziert worden, als er wegen andauernder Atemprobleme zum Arzt ging. Die Therapie dagegen ist fast die gleiche wie meine nach meinem letzten Rezidiv: erst einmal eine Reihe Chemotherapien mit Erholungspausen dazwischen und dann eine Hochdosis im Krankenhaus mit anschließender Stammzellentransplantation. Anders als bei mir haben von unseren Schwestern bei ihm gleich zwei sich als passende Spenderinnen erwiesen.
Mittlerweile liegt seine Stammzellentransplantation schon zweieinhalb Wochen zurück, und die neuen Stammzellen produzieren schon erste Blutzellen. Bisher hat er sich an meinen „Fahrplan“ gehalten – mit einem Fieberschub und intravenöser Ernährung kurz nach dem Tag 0. Bis auf größere Müdigkeit und der Sehnsucht nach einer Dusche und dem Zuhause geht es ihm aber den Umständen entsprechend gut.
Die Behandlung erfolgt in einem Klinikum der Uni Louvain in der Nähe von Namur in Belgien. Die Bedingungen dort sind um einiges strenger als bei mir damals in München. So hat er sehr strenge Kleiderwechselvorschriften und einen viel engeren von Lamellen abgegrenzten Aufenthaltsbereich, den er nicht verlassen darf. Ich hoffe mal, dass ihm dadurch einige Umwege, die ich genommen habe, erspart bleiben. Das Personal ist genauso nett und zuvorkommend wie bei mir – zu seinem Tag 0 gab es sogar ein Geburtstagsständchen, gesungen von seiner Ärztin und einer Pflegerin.
Die erste Bedingung für eine Entlassung aus dem Krankenhaus ist inzwischen erfüllt: die Neutrophilen waren während 3 Tagen hintereinander über 500. Gestern wurde ihm schon ein Merkblatt zum Verhalten zu Hause überreicht.
Ich wünsche ihm jedenfalls alles Gute für die weitere Genesung und hoffe, dass er seine neuen Geburtstage ebenso wie ich bei guter Gesundheit feiern werden kann.
