Letzte Nachsorge

Ganz überraschend habe ich heute beim Nachsorgetermin erfahren, dass dies 5 Jahre nach der Stammzellentransplantation meine letzte Nachsorge war. Es ist nun lediglich noch ein letztes Abschluss-CT im September geplant, um ganz sicher zu gehen, dass jetzt alles sauber ist.

Zum Abschied gab es noch ein schönes Blutbild und auch sonst perfekte Ergebnisse. Natürlich danke ich dafür auch meiner lieben Blutsschwester, deren Stammzellen alle diese Blutbestandteile für mich produzieren.

Bestrahlungsnachsorge

strahlenNach den ersten Chemotherapien und der Eigen-Stammzellentransplantation im Herbst 2012 wurden die geplanten Bestrahlungen abgesagt, da es hieß, die Hochdosis-Chemotherapie hätte alle befallenen Stellen so gut beseitigt, dass es gar nichts zu bestrahlen gäbe. Wenige Monate später, im Frühling 2013, wurde dann doch ein Rezidiv festgestellt, und als erste Maßnahme wurden die Bestrahlungen im Bauchraum nachgeholt. Von allen Therapiemaßnahmen fand ich die Bestrahlungen am „harmlosesten“. Von Anfang hatte ich keinerlei Beschwerden. Trotzdem gibt es wohl eine gesetzliche Bestimmung, dass nach einer Bestrahlung jährlich ein Nachsorgetermin vom Krankenhaus angeboten werden muss.

Heute war es dann wieder mal so weit. Der Ablauf war der gleiche wie in den Vorjahren: warten, warten, warten, dann aufgerufen vom Arzt, der die nicht vorhandenen Nachwirkungen (vor allem Hautprobleme, Allgemeinzustand, …) abfragt und die üblichen Lymphknoten an Hals, Achselhöhlen und Leiste abtastet, danach wird ein Folgetermin im nächsten Jahr ausgemacht. Immerhin habe ich erreicht, dass nächstes Jahr die Nachsorge telefonisch erfolgen kann.

Aufschlussreicher und wichtiger sind mir die Nachsorgeuntersuchungen in der Hämatologie, die bisher noch im halbjährlichen Takt anstehen. Eventuell werden sie aber nach Ablauf der 5-Jahresfrist auf jährliche Besuche reduziert.

Wieder mal Gesundheits-TÜV

Gute 4 Jahre nach meiner Transplantation stand heute wieder einmal ein Nachsorgetag an. Um 9:30 Uhr bekam ich den Laufzettel in die Hand gedrückt und durfte mich dann auf den Weg durch das Labyrinth des Klinikums Rechts der Isar machen. Der Aufwand hat sich gelohnt, da ich alle Tests gut bestanden habe. Zum Schluss durfte ich mir dann die Glückwünsche der begeisterten Oberärztin abholen.

Lediglich die Knochendichte lässt immer noch etwas zu wünschen übrig. Deshalb erhielt ich ein Rezept für ein Vitamin-D-Präparat, das einmal pro Woche einzunehmen ist (Dekristol 20000). Das Blutbild dagegen ist nahezu perfekt. Wo es früher von – und – – nur so wimmelte, sind diesmal nur 2 kleine + zu sehen.

Solche Arzttermine machen Freude!

Laufzettel

Blutbild

Nachsorgetermine

Heute hatte ich gleich zwei Nachsorgetermine:

  • meinen jährlichen Routinetermin für die Bestrahlungsnachsorge bei einer Ärztin mit einem sehr netten Dialekt (Vorarlbergerin) – beim Abtasten hat sie keine auffälligen Lymphknoten gefunden;
  • meinen bisher halbjährlichen Termin bei der Transplantationsärztin, die wieder einmal begeistert war von meinem Zustand und von meinem tadellosen Blutbild.

Von soviel Begeisterung habe ich mich gerne auch anstecken lassen und blicke nun mit Zuversicht dem noch anstehenden CT-Termin entgegen.

Das Wetter war schön, wie es sich für einen Urlaubstag gehört, wenn auch ziemlich kalt (-8°C).

winter

As time goes by …

Uhr

Wie die Zeit vergeht, sollte eine Uhr eigentlich anzeigen. Meine hier abgebildete Küchenuhr hält es jedoch eher mit Albert Einstein und erinnert mich immer wieder daran, dass Zeit relativ ist: Mal geht sie wochenlang ziemlich genau, mal sammelt sie an einem Tag fast eine Stunde Verspätung auf.

Wie dem auch sei, am Sonntag waren genau 3 Jahre seit meiner Stammzellentransplantation vergangen. Somit war es auch wieder an der Zeit für einen Nachsorgetermin und für ein Wiedersehen mit den Ärztinnen und Pflegerinnen, die sich alle gefreut haben, dass es mir so gut geht. Um den schriftlichen Nachweis hierfür zu erwerben, bekam ich eineLaufzetteln Laufzettel in die Hand und machte mich auf den Weg. Leider gab es schon beim ersten Termin eine Wartezeit von anderthalb Stunden, so dass der restliche Zeitplan etwas durcheinandergeriet. Die Knochendichte-Messung wird erst in 2 Wochen durchgeführt. Alle heutigen Untersuchungen lieferten jedoch beste Ergebnisse, insbesonders die Blutwerte. Das gute Gefühl, dass alles in Ordnung ist, entschädigt dann schließlich doch für die langen Wartezeiten.

Alles perfekt!

Ihr könnt die verkrampften Daumen wieder entspannen. In der Computertomographie war außer einer leichten Nebenhöhlenentzündung nichts zu sehen, und auch das Blutbild ließ keine Wünsche offen.

Es hat sich allerdings wieder einmal gezeigt, dass sich meine Venen noch immer nicht von den fast zweijährigen Strapazen erholt haben. Erst beim fünften Anstich ist das Blut spärlich getröpfelt.

Nachuntersuchung

Heute früh bin ich mit einem Laufzettel ausgestattet auf den Weg zur Nachuntersuchung geschickt worden. Erste Station war die Radiologie, wo ein CT zur Bestimmung der Knochendichte gemacht wurde. Danach ging’s weiter zum EKG und zum Echokardiogramm (Herzuntersuchung mit Ultraschall). Dann kam der Lungenfunktionstest und schließlich die Blutentnahme, wo wieder einmal erst beim dritten Einstich die vielen Röhrchen gefüllt werden konnten. Die bisherigen Ergebnisse sind alle sehr gut, Knochendichte und Feinanalyse der Blutwerte stehen noch aus – wenn morgen kein Anruf kommt, brauche ich mich erst in 6 Monaten wieder vorzustellen.

Die Freudenpurzelbäume habe ich anderen überlassen, die das besser können:

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Die Zeit danach

Jetzt, wo allerlei Jahrestage auf mich zukommen, denke ich natürlich öfter an die letzten Jahre zurück.

Während der Therapie denkt man eigentlich gar nicht so sehr darüber nach, was mit einem geschieht. Man lebt von einem Arzt- oder Krankenhaustermin zum nächsten und ist für jeden überstandenen einzelnen Schritt dankbar. Es überwiegt der Gedanke: „Ich muss da durch, bald ist alles überstanden“, auch wenn dann manchmal ein Paukenschlag kommt, z.B. wenn man als geheilt entlassen worden ist und dann kurz darauf aus heiterem Himmel erfährt, dass ein Rückfall festgestellt worden ist und alles (in etwas verschärfter Form) nochmal von vorne beginnt.

Erst wenn alles vorbei ist, wenn die Nachwehen der Therapie ausgestanden ist, wenn die letzte Tablette geschluckt ist, die Zeit zum nächsten Nachsorgetermin immer länger wird, aber der Arbeitsbeginn noch nicht ansteht, hat man plötzlich viel Zeit, darüber nachzudenken, was eigentlich passiert ist. Hier gibt es unterschiedliche Reaktionen:

  • Man ist stolz darauf, die schwere Zeit erfolgreich überstanden zu haben und genießt jeden Tag, der da kommt. Die Zeit ist wieder planbar, man kann verreisen oder sich mit Freunden verabreden ohne den Zusatz ‚wenn nichts dazwischenkommt‘.
  • Andererseits versteckt sich im Hinterkopf immer der Gedanke an die Zukunft. Was ist, wenn der Krebs wieder zurückkommen sollte? Würde ich die Kraft haben, eine weitere Therapie durchzustehen – und gibt es überhaupt noch eine weitere Therapie?

Ich neige eher zur ersten Variante. Die Alltagssorgen sind plötzlich klein geworden – ich muss mir bei Bedarf nur in Erinnerung rufen, dass ich vor nicht allzu langer Zeit ganz andere, wirkliche, Probleme hatte. Insgesamt habe ich eine positivere Einstellung zum Leben, und ich glaube, dass das auch nach außen sichtbar wird. Ich habe mich auf den ersten Arbeitstag gefreut und habe ihn trotz Erwerbsminderungsrente freiwillig vorgezogen. Wenn ich anfangs mit Neid auf andere geblickt habe, die locker Treppen hochgelaufen sind, oder auf 70jährige, die beschwingter als ich unterwegs waren, habe ich nicht überlegt, warum ausgerechnet mir sowas passieren muss, sondern es hat mich eher der Ehrgeiz gepackt, meine Kondition wieder aufzubauen und es ihnen irgendwann gleichzutun (auch wenn dieser Ehrgeiz manchmal durch Atemlosigkeit gebremst wurde).

Natürlich wird das Bewusstsein für Gesundheit und Krankheit geschärft. Wenn in der Programmvorschau das Wort Krebs erwähnt wird, oder gar Stammzellen, dann muss ich mir das anschauen, auf die Gefahr hin, dass ich danach wieder eine Nacht kaum schlafe, weil ich darüber grüble. Bei manchen vorgestellten Fällen bin ich regelrecht dankbar, dass ich es doch vergleichsweise „leicht“ gehabt habe (trotz refraktärem Tumor, Frührezidiv, 2facher Hochdosis-Chemo, 2facher Stammzellentransplantation und nachfolgenden Infektionen) und bewundere die Leidensgenossen, die bei schwächerer Ausgangslage gleich 3 Hochdosis-Zyklen hintereinander über sich ergehen lassen mussten und hinterher mit dauerhaften Spätfolgen die Hoffnung trotzdem nicht aufgeben und freudig durchs Leben gehen (oder rollen …).

Umgekehrt hat bei mir das Unverständnis zugenommen gegenüber denen, die ihre Gesundheit bewusst und vermeidbar aufs Spiel setzen. Normalerweise stelle ich mir nicht die Frage ‚warum gerade ich?‘, aber wenn ich dann z.B. scheinbar gesunde Kettenraucher oder Fastfood-Fans sehe, kommt insgeheim doch die Frage hoch: ‚warum die nicht?‘.

Obwohl ich sonst gerne mit Zahlen hantiere, will ich mich gar nicht ernsthaft mit Statistiken zur Lebenserwartung von Ex-Krebskranken oder mit der erhöhten Gefahr von Zweittumoren nach Chemotherapie/Bestrahlung befassen. Was nutzt es auch, zu wissen, dass man mit 5% Wahrscheinlichkeit an xy-Krebs erkranken könnte, während der Erwartungswert im Normalfall vielleicht bei 1% liegt? Solange nicht bewiesen ist, dass ich leider doch zu den 5% gehöre, gehe ich davon aus, dass ich bei den 95 anderen bin. Allerdings kann ich es auch nicht lassen, z.B. einen Schnelltest zur Lebenserwartung auszufüllen, der mal bei Spiegel Online verlinkt war und mit ca 10 einfachen Fragen auskam. Als da danach gefragt wurde, ob in den letzten 2 Jahren eine schwere Krankheit vorgelegen hat und ob mal ein Krebsverdacht geäußert worden sei, ahnte ich schon, dass der Test für mich kein gutes Ergebnis bringen würde: laut Auswertung habe ich die Lebenserwartung eines 69jährigen. Nach dem aktuellen Gesundheitszustand wurde dabei gar nicht gefragt. Soviel zu Tests und Vorhersagen …

Hier noch der Link zu dem Film, der mich heute zum Frühaufstehen und zum Schreiben dieses Beitrags gebracht hat: Du musst kämpfen, Johnny. Er ist gestern bei 3sat gelaufen und ist in der Mediathek zu sehen.

PS: Beim Schreiben dieses Beitrags ist mir aufgefallen, dass ich in den vielen Beiträgen dieses Blogs kein einziges Mal das Wort ‚Krebs‘ verwendet habe – vielleicht doch auch eine Art der Verdrängung?